Einweihung “Gedenkort Bobingen – Gegen das Vergessen”

am städtischen Friedhof für Bobinger Opfer des nationalsozialistischen Regimes.

2021 beauftragte mit einstimmigem Beschluss der Kultur-, Sport- und Sozialausschuss das Kulturamt, einen Gedenk- und Informationsort im Städtischen Friedhof für die Bobinger Opfer des NS-Regimes zu schaffen.

Wolfgang Bobinger, Archivar der Stadt Bobingen, sowie Reinhold Lenski und Edmund Mannes, beide Mitglied im Verein „Bobingen ist Bunt e. V.“, haben nach intensiver Recherchearbeit die schrecklichen Geschehnisse des Naziregimes öffentlich gemacht. Unter dem Link: https://www.zum.de/Faecher/Materialien/lehmann/Bobingen/Gedenkort_Bobingen_Broschuere_2023.pdf sind die Ergebnisse der Recherche nachzulesen.

Bereits am 22. März 2023 wurde durch den Künstler Gunter Demnig, im Rahmen der Verlegung einer Stolperschwelle am Haupteingang zum Industriepark, an die während des zweiten Weltkrieges über 1.000 Zwangsarbeiter in den Industriebetrieben, in der Land- und Fortwirtschaft, im Brauereiwesen wie auch in mittelständischen Unternehmen erinnert.

Am 27.01.2024 erfolgte nun die Einweihung des „Gedenkortes – Gegen das Vergessen“ im Bobinger Friedhof.

Preisgericht und Stadtrat entschieden sich am 31. Januar 2023 für eine an die Westseite der Aussegnungshalle angebrachte, hell scheinende Messingscheibe des Allgäuer Künstlers Bruno Wank, die so poliert ist, dass die Fläche wie ein Spiegel wirken kann. In dieser Scheibe spiegelt sich der Ort Bobingen, an dem zu NS-Zeiten Unrecht geschehen ist, aber es spiegeln sich auch der Betrachter und das „Jetzt“.

Gegenwart und Vergangenheit werden so miteinander verknüpft. Der Betrachter erkennt, dass die Problematik des Nationalsozialismus noch immer, oder heute wieder aktuell ist.

Auch die kreisrunde Form, ohne Ecken und Kanten, kann umschließen und vereinen. Sie soll ein gleichberechtigtes Miteinander ohne Ausgrenzung symbolisieren. In die Scheibe wurde mittels Schlagbuchstaben folgender Text eingeschlagen:

POLIEREN GEGEN DAS VERGESSEN
IHR SEID NICHT VERANTWORTLICH FÜR DAS, WAS GESCHAH.
ABER DASS ES NICHT WIEDER GESCHIEHT, DAFÜR SCHON.
MAX MANNHEIMER HOLOCAUST ÜBERLEBENDER
POLIERE DIESE FLÄCHE
SOLANGE BIS DU ZUFRIEDEN BIST
BRUNO WANK KÜNSTLER
2024

Nach Aussage des Künstlers wurden die Buchstaben in die Messingscheibe mit der gleichen Härte eingeschlagen, wie damals die Tätowierungen der KZ-Insassen mit Häftlingsnummern erfolgte. Da Messing oxidiert, sollte es regelmäßig poliert werden: Intention des Künstlers ist es, dass jeweils am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, in öffentlicher Form die Scheibe poliert wird.

Der Scheibe gegenüber stehen vier Gedenkstelen, die zur ERINNERUNG AN ERMORDETE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS AUS BOBINGEN, AN IN BOBINGEN EINGESETZTE ZWANGSARBEITERINNEN UND ZWANGSARBEITER, AN BÜRGERINNEN UND BÜRGER; DIE IN BOBINGEN GEBOREN SIND ODER LEBTEN UND DIE NS-ZEIT UNTER SCHWERSTEN UND UNMENSCHLICHEN BEDINGUNGEN ÜBERLEBT HABEN, sowie AN DEN TODESMARSCH DER LAGERINSASSEN DES KZ-AUSSENLAGERS AUGSBURG-PFERSEE erinnern.

Parallel dazu ist aktuell und begleitend zum Gedenkort eine sehr informative Ausstellung im Rathaus Bobingen zu betrachten, die weitere Informationen zum „Gedenkort“ sowie Informationen zum geschichtlichen Hintergrund der NS-Zeit in Bobingen gibt.

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