Im Rahmen eines Informationsabends mit Stammtischcharakter berichtete Max Greiter (Förster von Bobingen) bei der FBU Bobingen über die Herausforderung, den Stadtwald zukunftssicher zu bewirtschaften.
Über 356 ha Wald in städtischem Besitz
Mit etwas über 254 ha Landwald und knapp 102 ha Auwald bewirtschaftet Stadtförster und Revierleiter Max Greiter in Vollzeit, unterstützt von einem weiteren Forstwirt mit 34 Wochenstunden, die gesamten städtischen Waldungen. Standort der Forstverwaltung ist die Pflanzgartenhütte im Siegfried-Miethig-Weg im Stadtteil Bobingen-Siedlung.
Holz als Wirtschaftsfaktor
Mit einem jährlichen Einschlag von rund 3.000 Festmetern Holz ist die Nachhaltigkeit in den städtischen Wäldern Bobingens nicht gefährdet. Allein durch den Befall des Borkenkäfers müssen jährlich ca. 1.000 Festmeter entfernt werden, das entspricht ziemlich genau 1/3 des Gesamteinschlags. Durch zunehmende Trockenheit, Windwurf und Schneebruch wird eine massive Vermehrung von Borkenkäfern begünstigt. So wurden Ende 2023 innerhalb von zwei Tagen, beim starken Schneefall Anfang Dezember, rund 1.600 Festmeter Holz beschädigt, die bis heute nahezu vollständig aus dem Stadtwald verbracht wurden.
Klimaveränderung die größte Herausforderung
Herr Greiter erklärte das Klimahüllen-Modell der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Zurzeit liegt das Jahres-Temperaturmittel um Augsburg bei ca. 8,5 o C und es fallen durchschnittlich ca. 800 mm Niederschlag. Die Klimahüllen-Modelle der verschiedenen Baumarten zeigen, welche Baumarten mit einem angenommenen Temperaturanstieg von 1,8 o C bis ins Jahr 2100 noch zurechtkommen, und welche nicht. Vor allem die flach wurzelnde Fichte, aber auch die Lärche oder die Waldkiefer werden die Verlierer der Klimaerwärmung sein. Baumarten wie die Tanne oder die Buche werden den noch moderat veranschlagten Anstieg von 1,8 o C aushalten und Baumarten wie z.B. die Traubeneiche oder die Esskastanie bekommen optimale Wuchsbedingungen.
Die laut Erhebung vom letzten Herbst erfassten Baumarten in den städtischen Waldungen besagen, dass derzeit Fichten mit einem Anteil von 68 % die meistverbreitete Baumart in Bobingens Wäldern ist. Durch entsprechende Änderungen der Baumzusammensetzung in den frisch aufgeforsteten Flächen wurden in den zurückliegenden Jahren bereits Weichen gestellt, dass dieser Anteil auf 45 % Fichten sinkt. Ziel der Veränderungen laut Bestockungsziel (Baumbestand in 50 Jahren) ist, die Aufforstung so zu verändern, dass Bäume mit besserer Klimaresilienz gepflanzt werden. Dementsprechend sollte sich der Anteil in den städtischen Wäldern wie folgt ändern: Fichte 40 %, Buche 25 %, Edellaubholz 15 %, Tanne 5 % (Pfahlwurzler), Douglasie 8 %, Eiche 3 %, Lärche 2 % und sonstiges Laubholz 2 %. Durch die Anpflanzung von jährlich rund 7.000 bis 10.000 neuen Bäumen werden die Herausforderungen an die Klimaveränderung angegangen.
Fördermittel werden konsequent abgerufen
Max Greiter konnte berichten, aktuell und in den kommenden Jahren sowohl Bundes- als auch Landes-Fördermittel für den klimagerechten Umbau des Waldes zu erhalten.
Bundesmittel können private und kommunale Waldbesitzer erhalten, die 12 Kriterien eines klimaangepassten Waldmanagements einhalten, die einer jederzeitigen Zertifizierung standhalten müssen.
Durch Landes-Fördermittel werden bezuschusst: Erst- und Wiederaufforstung, die Bekämpfung rindenbrütender Insekten, die Naturverjüngung, ein Gemeinwohlausgleich (bei eigenem Personal für den Forst), die Erstellung forstwirtschaftlicher Gutachten sowie die Förderung von Biotopholzbäumen und Totholz.
So beläuft sich die jährliche Fördersumme für den Stadtwald Bobingen auf ca. 60.000 € für die beschriebenen Maßnahmen.
Jagdrevier in städtischer Hand
Seit drei Jahren erfolgt die Jagdausübung im Landwald in Eigenregie. Das heißt, die Jagd wird nicht mehr verpachtet, sondern vom eigenen Personal ausgeübt. Durch intensive Bejagung des Rehwildes gelingt es, dass sowohl die gepflanzten Buchen als auch andere Laubbäume aus Naturverjüngung nicht mehr so stark verbissen werden und sich somit ungestört entwickeln können. Durch den geringen Verbiss können außerdem teure Zaunanlagen vermieden werden, die sowohl bei Anschaffung als auch bei Bau und Unterhalt in früheren Jahren große finanzielle Ressourcen verbrauchten.
Öffentlichkeitsarbeit wird groß geschrieben
Besonders wichtig ist Greiter, fortlaufend über den Zustand und die Lebensqualität in Bobingens Stadtwäldern zu informieren. Einen wichtigen Beitrag sieht er vor allem in der Erklärung von Zusammenhängen für Kinder. Darüber hinaus versucht er durch kleine Maßnahmen den Wald als Erlebnis-, Erfahrungs- und Lernort besser kennen lernen zu können. Schautafeln tragen ebenso dazu bei wie die Anlage von kleinen Wasserläufen und Spielplätzen.
Fazit:
Stadtförster und Revierleiter Max Greiter gibt zu bedenken, dass die Wirksamkeit der eingeschlagenen Maßnahmen in einem Wald erst in 50 bis 100 Jahren erkennbar wird. Abhängig vom Erfolg ist nach seiner festen Überzeugung die Tatsache, ob das 2015 von nahezu allen Staaten der Erde vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, auch wirklich eingehalten wird. Sollte sich dies als nicht realisierbar erweisen, so sind die daraus resultierenden Auswirkungen derzeit nur zu prognostizieren. Die Folgen wären bei einem Anstieg auf eine derzeit nicht auszuschließende Erwärmung um bis zu 2,9 Grad Celsius für Mensch und Umwelt katastrophal.