Interview: 11 Fragen an den neuen dritten Bürgermeister

Am 12.05.2020 wurde Michael Ammer (FBU) zum dritten Bürgermeister der Stadt Bobingen gewählt. Er kandidierte bereits um das Amt des Bürgermeisters und erzielte bei der Wahl mit 25,1 % der Stimmen ein beachtliches Ergebnis. Um ihn besser kennen zu lernen, stellten wir im elf Fragen.

Herr Ammer, was war das für ein Gefühl für Sie unmittelbar nachdem Sie zum 3. Bürgermeister gewählt wurden?

Ammer: An erster Stelle waren das große Freude und auch Erleichterung.

Und warum waren Sie so erleichtert?

Ammer: Bereits in der Wahl zum 2. Bürgermeister zeichnete sich ab, dass es aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im neuen Stadtrat eine sehr knappe Angelegenheit werden würde. Aus diesem Grund war die Erleichterung bei mir dann sehr groß, als ich mit 13 Stimmen im ersten Wahlgang zum dritten Bürgermeister gewählt wurde.

Zusätzlich hat es mich natürlich sehr gefreut, dass mit dieser Wahl meine Aktivitäten während des Wahlkampfes nicht nur dem FBU-Stadtratsergebnis geholfen haben, sondern mit mir nun auch erstmals ein FBU-Vertreter das Amt des 3. Bürgermeisters ausüben darf.

Sie haben die Mehrheitsverhältnisse im neuen Stadtrat angesprochen – wie genau schätzen Sie die Situation ein?

Ammer: Die Sitzverteilung sieht nun ja folgendermaßen aus:

  • CSU (inkl. Bürgermeister) 9
  • SPD 5
  • FBU 4
  • Grüne 4 und
  • die Wählervereinigung 3

Jetzt kann natürlich jeder selbst nachrechnen, welche Kombinationen auf eine Mehrheit von mindestens 13 Stimmen kommen.

Wir von der FBU haben zu allen im Stadtrat vertretenen Gruppierungen nach der Wahl Kontakt aufgenommen und Gespräche geführt. Feste „Koalitionen“ wurden hierbei aber nicht geschlossen.

Das Verhältnis von SPD und FBU war in der Vergangenheit nicht unbedingt von Harmonie geprägt, wird sich dran künftig etwas ändern?

Ammer: Es wäre meiner Meinung nach sehr schade, wenn gute Ideen und Vorschläge für Bobingen aufgrund von Befindlichkeiten nicht zur Umsetzung kämen. Mir persönlich ist es wichtig, dass die Sache, um die es geht, im Vordergrund steht. Um für die Zukunft eine vernünftige Gesprächs- und Diskussionsgrundlage zu schaffen, war der Beginn der neuen Amtszeit ein geeigneter Anlass, um mich um ein besseres Verhältnis zur SPD-Stadtratsfraktion zu bemühen.

Bei der Besetzung von 2. und 3. Bürgermeister wurden Herr Bergmann (SPD) und Sie mit jeweils nur einer Stimme Mehrheit vom Stadtrat gewählt. Herr Naumann (FW) und Herr Leiter (CSU) kamen als weitere Kandidaten nicht zum Zuge. Wie bewerten Sie dieses Wahlergebnis?

Ammer: Für uns von der FBU stand immer fest, dass bei der Wahl der weiteren Bürgermeister der Wählerwille der Bobinger Bürgerinnen und Bürger entscheidend ist,  unabhängig davon, ob er uns gelegen kommt, oder nicht. Aus diesem Grund stand für uns fest, dass die weiteren Bürgermeister von SPD und FBU gestellt werden sollten. Herr Naumann von der schwächsten Fraktion hat vom Wähler aus meiner Sicht diesmal kein Mandat für ein Bürgermeisteramt erhalten. Ebenso hätte ich es als unglücklich empfunden, wenn von drei Bürgermeisterämtern zwei von der CSU besetzt worden wären. Aus diesem Grunde finde ich die aktuelle Besetzung eine sehr gute Wahl.

Selbstverständlich kann man darüber diskutieren, ob nun die SPD als zweitstärkste Fraktion oder die FBU mit einem Bürgermeisterwahlergebnis von 25 % und dem zweitstärksten Einzelergebnis den zweiten Bürgermeister stellen sollte, das sind aber Feinheiten – der Wählerwille wurde nach meinem Dafürhalten nun auch in den Bürgermeisterämtern sehr gut abgebildet.

Wie wollen Sie das Amt des 3. Bürgermeisters ausfüllen?

Ammer: Es fand bis jetzt kein Gespräch zwischen den drei Bürgermeistern statt, weshalb ich noch gar nicht sagen kann, wie sich Klaus Förster die Zusammenarbeit genau vorstellt. Was ich auf jeden Fall möchte, ist persönlicher Ansprechpartner sein, für Anregungen, Kritik und gerne auch Lob, wenn etwas gut geklappt hat.

Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit anderen wichtig?

Ammer: Sehr wichtig sind mir Offenheit und Ehrlichkeit! Nur wenn man aufrichtig miteinander umgeht, können langfristig gute Ergebnisse erzielt werden.

Welche Themen nehmen Sie aus Ihrem Haustürwahlkampf mit, bei dem Sie mit so vielen Bürgern gesprochen haben?

Ammer: Bei den Haustürbesuchen wurden natürlich viele sehr individuelle Dinge vorgebracht, insbesondere im Bereich Verkehr. Ein Thema, mit dem ich allerdings vermehrt konfrontiert wurde, war eine voranschreitende Politikverdrossenheit, auch im Bereich der Bobinger Kommunalpolitik. Mein Eindruck war, dass sich viele Menschen bei Entscheidungen, die sie unmittelbar betrafen, nicht genug informiert und mitgenommen fühlten.

Die FBU steht für Sachpolitik – welche Inhalte sind Ihnen bei den Stadtteilgesprächen in Erinnerung geblieben?

Ammer: In den Stadtteilgesprächen kamen die unterschiedlichsten Anliegen und Inhalte zur Sprache. Diese waren beispielsweise in Waldberg und Kreuzanger das Gemeindehaus und Bushaltestellenüberdachungen für die Schulkinder, in Straßberg und Burgwalden die Ausstattung der Feuerwehr, sichere Schulwege und die Flutlichtanlage am Golfplatz, in Reinhartshausen der Umweltschutz und das Kirchhofgrundstück, in der Siedlung waren es größere Bauvorhaben und in Bobingen Stadt wurden unter anderem mehrere Verkehrsthemen angesprochen.

Großes Erstaunen rief allerdings bei jeder Veranstaltung die Erläuterung der Grundstücks- und Wohnungsbau GmbH (GWB) hervor. Die Besetzung des Aufsichtsrates und die Befugnisse des Bürgermeisters stießen auf Unverständnis, aber hier konnten wir bereits glücklicherweise eine Anpassung erreichen.

Welche Inhalte möchten Sie nun als erstes angehen?

Ammer: Selbst wenn die Landesregierung mittlerweile Schritt für Schritt Lockerungen vornimmt, beherrscht das Thema Corona auch die Kommunalpolitik. In diesem Zusammenhang haben wir bereits Anregungen zur Unterstützung der örtlichen Gewerbetreibenden eingebracht.

Aber es wird auch eine Zeit nach Corona geben, weshalb wir in der Folge auf jeden Fall die Dinge umsetzen müssen, die wir bereits während des Wahlkampfes genannt hatten: Die Förderung des Gewerbes, die Entwicklung eines Verkehrskonzeptes, die Auflösung des Sanierungsstaus am Beispiel unserer maroden Straßen – allem vorangestellt natürlich ein Kassensturz, der uns zeigt, was in den kommenden Jahren möglich sein wird und was nicht.

Was können Sie als 3. Bürgermeister nun noch mehr für die Stadtteile oder bestimmte Gruppen tun, als „nur“ als Stadtrat?

Ammer: Um Dinge bewegen zu können, muss man natürlich davon wissen. In diesem Zusammenhang könnte ich mir vorstellen, dass der Kontakt der Bürger, ganz egal ob aus den Stadtteilen oder dem Zentrum, der Vereine oder der Gewerbetreibenden zum dritten Bürgermeister noch direkter ist, als zu einem Stadtrat. Ich werde meinen Teil hierzu in jedem Fall beitragen.

Herzlichen Dank für diesen interessanten Einblick und einen guten Start im neuen Amt!

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